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Struktureller Sexismus trübt die Berichte aus Rio

Olympische Spiele 2016: Weibliche und männliche Athleten in den internationalen TV-Nachrichten, 8.-22. August 2016

Zürich, 24. August 2016. Journalisten in Großbritannien und Deutschland sind für ihre sexistische Sprache in Berichten über weibliche Athleten in Rio unter Beschuss geraten. Sicher haben abwertende Bemerkungen eindeutig keinen Platz im Journalismus, aber die Probleme liegen tiefer: Frauen bleiben in den olympischen Sportnachrichten unterrepräsentiert. Der Anteil der Sportlerinnen in den Nachrichten liegt bei nur 38% im Vergleich mit einem Anteil von 45% aller Teilnehmer in Rio. Dies zeigt eine aktuelle Analyse des Forschungsinstituts Media Tenor International. Diese Nachricht kommt zur Unzeit für das Internationale Olympische Komitee, das während der Spiele in Rio noch schlechter als die FIFA bewertet wurde. „Journalisten sehen keinen Unterschied mehr zwischen diesen beiden Horten der Korruption“, erklärt Dr. Christian Kolmer, verantwortlich für Gesellschaftsstudien bei Media Tenor.

Beschwerden über sexistische Sprache in der Sportberichterstattung reichen von einer unangemessenen Beschäftigung mit der äußeren Erscheinung der Frauen bis zu unnötigen Vergleichen mit männlichen Athleten, berichtet Claire Bates im BBC News Magazine (http://www.bbc.com/news/magazine-37037050). Das klingt eher zahm im Vergleich zu dem Live-Kommentar von ARD-Reporter Carsten Sostmeier, der Vielseitigkeitsreiterin Julia Krajewski mit unflätigen Worten der Feigheit beschuldigte. „Die Aufregung über einzelne Berichte verstellt den Blick auf das grundlegende Problem: Die Massenmedien spiegeln die gesellschaftliche Rolle der Frauen nicht angemessen wider“, so Dr. Kolmer. „Allerdings ist die Situation in den Politik- und Wirtschaftsteilen noch schlechter: In den Unternehmensnachrichten ist nur jede zehnte Führungskraft eine Frau.“

Ein weiterer Beleg für dieses strukturelle Defizit ist daraus ersichtlich, daß die Top-Athletinnen eine vergleichbare Sichtbarkeit wie ihre männlichen Kollegen genießen. Sportlerinnen toppen zwar das Präsenz-Ranking in Deutschland, Italien und Frankreich, aber die männlichen Sportler dominieren in der Masse immer noch die Spitzenränge. Auf längere Sicht nimmt die Sichtbarkeit von Frauen in den olympischen Sportnachrichten allerdings zu, noch in London 2012 lag ihr Anteil bei nur 33%. Es gibt große Unterschiede zwischen den europäischen Nachrichtensendungen im Hinblick auf die Sichtbarkeit von Frauen in den Berichten aus Rio, was zu einem gewissen Grad mit der unterschiedlichen Beliebtheit der olympischen Disziplinen zusammenhängen mag. Die Schweizer Tagesschau hebt sich mit einem Frauen-Anteil von 56% von den anderen Sendern ab; im Fokus stand die Erfolgsgeschichte des Schweizer Frauen-Tennis-Doppel.

Während der olympische Gastgeber eher kritische Bewertungen erntete, blieb die Olympia-Berichterstattung deutlich positiv. Der Ton war für die Sportlerinnen noch positiver als für die männlichen Olympioniken. Aber nicht nur die Gewinner machen Schlagzeilen. Enttäuschte Erwartungen in Kombination mit starker Sichtbarkeit kann starke Kritik auslösen, wie Robert Harting, Deutschlands Diskus-Olympiasieger von 2012, erkennen mußte: Nach seiner heftigen Kritik an IOC-Chef Thomas Bach vor Beginn der Spiele schied er in der Vorrunde aus. Seine schlechte Leistung war ein Top-Thema in Deutschland.

Für diese Untersuchung hat Media Tenor International alle 13.869 Berichte über Protagonisten auf 10 internationalen TV-Nachrichten während der Olympischen Spiele analysiert. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Media Tenor daran, die Versorgung mit objektiven, vielfältigen und relevanten Nachrichten und Medieninhalten zu verbessern und den Austausch zwischen den Akteuren zu fördern, die die Welt der Nachrichten gestalten und die von den Nachrichten betroffen sind.

Kontakt: Dr. Christian Kolmer, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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